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  • Daniela

Wie populär kann Wissenschaft sein?



Vor etwas mehr als einem Jahr bin ich das erste Mal auf kreative Formen der Wissen-schaftsvermittlung gestossen und – war hell begeistert. Der PhD-Film von Florence Metz, der im letzten Blogpost vorgestellt wurde, ist ein Beispiel kreativer Umwandlung und Vermittlung, der mir dabei begegnet ist. Komplexe Themen so zu kommunizieren, dass das Interesse bei Menschen geweckt wird, die sonst nicht an solches Wissen kommen, scheint mir essentiell zu sein. Denn was nützen schöne Resultate, wenn nur eine kleine Elite sich damit an Kongressen und in wissenschaftlichen Journals auseinandersetzt?

Diese Verbreitung von Wissen schliesst für mich an neuere Entwicklungen an, die versuchen partizipative Elemente in das Forschungsdesign zu integrieren, bis hin zu Modellen, wo die «Beforschten» zu «Forschern» werden. Als Sozialarbeiterin und Dozentin sehe ich mich der Förderung sozialer Gerechtigkeit und Solidarität verpflichtet. So erstaunt es wohl auch nicht, wenn ich Zugänge zu Bildung ebenso wie zu Resultaten der Bildung, also z.B. zu Forschungsergebnissen, als notwendig erachte und es als Pflicht von (nicht nur) Sozialwissenschaftler*innen erachte, in einer Sprache zu kommunizieren, die für alle Interessierten verständlich ist.

Anders sieht das der Journalist Patrick Imhasly, der in der NZZ am Sonntag vom 3.11.2018 zwar den Legitimationsdruck der Wissenschaft anerkennt, jedoch für eine Beibehaltung der Grenzen plädiert. Zugegeben, einiges kann nicht ohne Risiken vereinfacht dargestellt werden und komplexe Zusammenhänge können nicht in ein, zwei Sätzen verständlich wiedergegeben werden. Man kann es ausserdem bedauern, dass die Bildungselite nicht mehr ungestört im Elfenbeinturm verbleiben kann und unter Zugzwang des sich Legitimierens kommt. Und selbstverständlich kann komplexes, abstraktes Wissen, welches sich Forschende über lange Jahre hinweg erarbeitet haben, nicht in dieser Form von jederman/frau verstanden und verwertet werden.

Doch darum geht es gar nicht. Seit 2011 öffnen die ETH und die Universität Zürich einmal jährlich ihre Türen für die Scientifica: Zurich Science Days, eine Veranstaltung, wo die breite Bevölkerung Gelegenheit erhält, an Forschungsresultaten teilzuhaben. Während den Science Days können Besucher*innen an kurzen Vorlesungen zu naturwissenschaftlichen Themen sowie an Workshops teilnehmen und mit Forschenden diskutieren.

2018 hat die Veranstaltung Science City mit dem Frühjahrsthema "The perfect material" mehr als 10'300 Gäste auf den Hönggerberg, dem Sitz der ETH Zürich gelockt. Dieses jährliche, freie Wissenschaftsprogramm richtet sich an alle Interessierten und bietet zudem die Möglichkeit, sich die Präsentationen und Vorlesungen später online anzuschauen.

So brechen die bedeutenden Hochschulen in Zürich aus ihrem Elfenbeinturm aus und öffnen ihr Reich für die Bevölkerung.

Citzizen Science wiederum nennt sich ein Konzept, bei dem Projekte mit Hilfe oder gar komplett von Laien ausgeführt wird, und mit dem im englischsprachigen Raum seit längerem gearbeitet wird. Interessierte Laien führen Beobachtungen durch, erheben Messungen oder werten Daten aus. Im November 2018 haben die Universität Zürich und die ETH Zürich gemeinsam das Kompetenzzentrum Citizen Science eröffnet. Das Zentrum fördert Citizen Science-Projekte an beiden Hochschulen und möchte dabei Bürger*innen nicht nur an Forschungen teilnehmen lassen, sondern ebenso die Teilhabe fördern mit dem Ziel eine "exzellente Forschung zu ermöglichen".


Damit sind wir wieder bei der Sozialen Arbeit, respektive beim Anspruch der Sozialen Arbeit angelangt, den Menschen Zugänge zu Wissen zu ermöglichen und sie daran teilhaben zu lassen.

Weiterführende Links:

Wikipedia hat einige interessante Beispiele von Citizen Science zusammengetragen --> vgl. hier

(Bildquelle: blogs.discovermagazine.com)

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