top of page
  • Daniela

Digitale Kluft oder: Wer hat das Sagen?



Wenn es eine digitale Kluft gibt, wer steht dann auf welcher Seite? Gibt es Brücken um diese Kluft zu überbrücken oder wird die Kluft sich von alleine schliessen?


Man kann eine digitale Kluft in verschiedener Hinsicht thematisieren, oft scheint es jedoch darum zu gehen, dass sich ein Graben öffnet zwischen denjenigen, die gebildet und belesen zu der einkommensstarken Gruppe der Menschheit gehören und denen, die nicht auf der Sonnenseite geboren wurden, die über wenig formale Bildung verfügen und mit ihrem Einkommen kämpfen müssen, um über die Runden zu kommen. Eine Brückenfunktion kommt meist den Bemühungen zu, Zugänge zu digitalen Ressourcen zu eröffnen. So werden Internetshops eröffnet, Laptops in Dörfern und Schulen verteilt, Schulungen zum Umgang mit Computer, Internet und social media organisiert und laufend neue Software entwickelt, die bestimmten Gruppen das Leben erleichtern soll. Und – diese Bemühungen, aber wohl auch die Neugierde der Menschen und der Drang mitzuhalten und mitzumachen beim grossen Kommunikationsspiel, scheinen Früchte zu tragen.


Mobiles Internet ermöglicht rasche Verbreitung

Insbesondere die grosse Verbreitung mobiler Telefone und Smartphones hat den Zugang zu digitalen Medien für Millionen Menschen möglich gemacht. Bereits 2015 zählte der Global Digital Report über 3 Mrd. Menschen mit aktivem Internetzugang, rund 42% der Weltbevölkerung. Der Report von 2016 meldete, dass bereits mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung über einen Zugang zum Internet verfügt.


Also alles auf bestem Weg? Die Versprechen von Microsoft, Google & Co. waren eine solidarische und respektvolle Internetgemeinde (Facebook-Chef Mark Zuckerberg), eine Demokratisierung dank der neuen Technologie als weltumspannende Chance. Heute finden wir neben vielen positiven Beispielen, ebenso viele Populisten, die sich die Vernetzung der Plattformen zu Nutze machen, von Datenmissbrauch über Fake-News zu Cyberkriminalität um nur einiges zu nennen.


Sich öffnende Gräben

Wie steht es also mit der Sicherheit im Umgang mit digitalen Medien? Und vor allem: Wer hat das Wissen und den Zugang, um sich seine Geräte sicher und sauber zu halten? Immer wieder werden gravierende Sicherheitslücken im iPhone, in Android-Smartphones und auf Computern aufgedeckt, worauf Softwareentwickler mit updates aufwarten, die die Sicherheit vergrössern. Dass ausgerechnet das meistverwendete Android-Betriebsystem Angriffen ausgesetzt ist, stellt eine hohe Sicherheitslücke für Tausende von Benutzern dar. Regelmässige Updates können zwar Abhilfe schaffen, aber häufig nicht schnell genug und vorausgesetzt - die BesitzerInnen laden die Updates regelmässig runter. Natürlich gibt es auch einige Sicherheitsvorkehrungen, die von Smartphone-BesitzerInnen eingerichtet werden können. Bloss stellt sich auch hier wieder die Frage, wer über diese Kenntnisse verfügt, sich dessen bewusst ist und die Einrichtungen auch tatsächlich vornimmt.

Und, wenn im Tages-Anzeiger vom 24. Juni 2017 unter dem Titel «Oben lesen, unten klicken» zu lesen ist, dass das neue Statussymbol lesen ist, scheinen sich hier gleich neue Gräben zu öffnen. Digitalpioniere wie Bill Gates, Twitter-Chef Jack Dorsey und andere Internet-Milliardäre bekennen sich öffentlich zu Viellesern und berichten ebenso gerne darüber, was sie gerade so gelesen haben. – Während die BenutzerInnen ihrer digitalen Produkte sich durch Programme und Social Media klicken und eifrig ihre Profile mit vielen persönlichen Details verschönern. Eine Kluft?

In seinem neusten Buch «Das Zeitalter des Zorns» thematisiert Pankay Mishra die zunehmende Ungleichheit in der dritten Globalisierung und Digitalisierung. Er analysiert den Aufstieg populistischer Parteien, beschreibt aufstrebende Metropolen, wo Millionen von Menschen voller Hoffnung und Ehrgeiz leben und viele versuchen Unternehmer zu werden um den Fängen der Armut zu entkommen. Sich auf einen Bericht im «Economist» stützend, vertritt er zudem die Meinung, dass während es in aufstrebenden Volkswirtschaften noch einige Zeit andauern wird, bis der angestrebte Standard erreicht ist, in hoch entwickelten Industrienationen zunehmend grosse Teile der Bevölkerung durch die dritte Globalisierung und Digitalisierung abgehängt werden.


Soziale Arbeit als Brückenbauerin?

Bisher habe ich die Soziale Arbeit eher in dem Gebiet aktiv gesehen, wo es darum geht, der Klientel , meist den Jugendlichen, aufzuzeigen wo die Gefahren im Umgang mit den kleinen Geräten liegt. Allerdings scheinen mir viele der jugendlichen BenutzerInnen zwar sehr schnell und geschickt mit ihren Smartphones zu hantieren, jedoch wenig Ahnung über technische Vorgänge ihres Lieblingsgadets zu haben. Wo positioniert sich hier die Soziale Arbeit? Geht es "nur" um pädagogische Schadensminderung oder Aufklärung oder geht es darum, dass selbstbestimmende Individuen die neue Technologie förderlich einsetzen kann? Wer genau sind unsere Klienten und Klientinnen diesbezüglich? Und welche Kompetenzen in diesem Zusammenhang bringen (zukünftige) Sozialarbeitende mit in ihre Arbeit?

Ich wünschte mir hier eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Handeln der Sozialtätigen und erst dann die Bearbeitung von Problemlagen unserer Klientel. Die vielleicht gar nicht so riesige Probleme darstellen, sondern mehr ein Potenzial aufzeigen, welches sich die Soziale Arbeit noch nicht zu Nutze gemacht hat.....

Unsere Kommentarfunktion darf gerne genutzt werden um hier weiterzudenken oder der Autorin Gegenbeispiele zu bringen. Vielen Dank!

Global Digital Report: https://wearesocial.com/special-reports/digital-in-2017-global-overview

Pankay Mishra, Das Zeitalter des Zorns. Eine Geschichte der Gegenwart (S.Fischer, Frankufurt 2017)

Interview mit Pankay Mishra: mishra.tagesanzeiger.ch

80 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page