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  • David

Die Stadt der Zukunft: the social city


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Auf dem Rückweg von meiner letzten Reise nach Indien habe ich mir das Stadtbauprojekt Masdar City in Abu Dhabi angeschaut. Die wissenschaftliche Ökostadt soll - streng an einer Nachhaltigkeitslinie ausgerichtet - CO2-neutral und durch konsequentes Recycling frei von Abfall werden. Zwar ist die Umsetzung des ehrgeizigen Projekts seit der Konjunkturkrise ziemlich ins Stocken geraten (es stehen erst etwa 5% der geplanten Bauten), einige grosse Firmen wie Siemens und auch die Internationale Organisation für erneuerbare Energien (IRENA) haben sich aber dort niedergelassen und sammeln bereits heute wichtige Erfahrungen in der Entwicklung und der Umsetzung mit erneuerbaren Energien. Ausserdem ist die Stadt auch Standort des "Masdar Institute of Science and Technology", einer Universität, die sich ausschliesslich der Erforschung ökologischer Nachhaltigkeit widmet.

Von der Besichtigung der kleinen, architektonisch sehr ansprechenden Stadt habe ich vor allem eins mitgenommen: Inspiration. Ich bin fasziniert von der Idee, eine Stadt mit dem Ziel zu errichten, den technischen Fortschritt im Sinne eines verantwortungsvolleren Umgangs mit unserer Umwelt voranzutreiben. Mit so einem Projekt können so viele Erfahrungen gesammelt werden, die in künftige Stadtentwicklungen einfliessen und diese befruchten können.

Nach der ersten Welle der Faszination habe ich mich aber auch gefragt, inwieweit in diesem innovativen Projekt auch soziale Faktoren mitgedacht werden. Schliesslich stellen sich unserer Gesellschaft nicht nur Herausforderungen umwelttechnischer und technologischer Art. Ebenso liegt es auf der Hand, dass diese Herausforderungen nicht ohne die Menschen, die in den Städten leben, zu lösen sind. Wir wissen, dass Phänomene wie Gentrifizierung und soziale Segregation die soziale Durchmischung verhindern und sich in den dadurch entstehenden Armenvierteln die Armut reproduziert. Diesen Phänomenen kann man durch frühzeitige städtebauliche Massnahmen entgegenwirken. Und in diesem Arbeitsfeld beteiligt sich die Soziale Arbeit meiner Meinung nach noch zu wenig. Die Soziale Arbeit will sich mit Nachdruck engagieren, "um Menschen zu befähigen, die Macht über die Gestaltung ihres Lebens zu erlangen und Ursachen von Unterdrückung und Ungleichheiten zu überwinden" (Poster zum Welttag der Sozialen Arbeit 2012). Ich wage es, mal ein bisschen zu fantasieren: Nach dem Vorbild von Masdar City könnte man doch auch ein Stadtbauprojekt (oder vielleicht etwas realistischer: ein neues Quartier) nach den Prämissen soziale Mischung, Begegnungsmöglichkeiten ohne Konsumzwang, kultureller Reichtum und vielfältige Teilhabemöglichkeiten umsetzen? Sicherlich - es würde keinen Sinn machen, wenn die Soziale Arbeit so eine Idee alleine angehen würde. Für die planerischen Aspekte bringen andere Disziplinen das benötigte Fachwissen mit. Wenn es aber um die Erfassung und Umsetzung der sozialen Bedürfnisse geht, dann scheint es mir wichtig, dass die Soziale Arbeit ihre in der Interdisziplinarität gründenden Stärken einsetzt und ihre Expertise in der Planung und Umsetzung von städtebaulichen Massnahmen einbringt. Die Gefahr ist ansonsten gross, dass die künftigen Städte und Quartiere nur nach wirtschaftlichen, verkehrs- und sicherheitstechnischen Bedürfnissen geplant werden.

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So viel Neues ist an meiner Fantasie vermutlich gar nicht dran: Es entstehen neue Siedlungen, die vor allem soziale Faktoren in den Vordergrund stellen und denen partizipative Planungsprozesse vorangehen, die Fachhochschule Luzern bietet einen interdisziplinären MAS in Stadt-, Region- und Quartierentwicklung an und Städte wie Winterthur haben eine Fachstelle Quartierentwicklung in den Gemeindestrukturen verankert. In diesem Sinne also: auf in die Zukunft!

Hier noch eine kleine Liste mit Links zum Thema. Kennst du gute Projekte im Bereich Stadt- und Quartierentwicklung? Dann poste sie doch als Kommentar!

https://www.mehralswohnen.ch/hunziker-areal/quartierteil/

https://www.hslu.ch/de-ch/soziale-arbeit/weiterbildung/studienprogramm/mas/gemeinde-stadt-und-regionalentwicklung/

http://stadtentwicklung.winterthur.ch/quartierentwicklung/ueber-uns/

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